APA-Net Science-Week Wieviele Dinge braucht der Mensch ? In der frueheren Agrargesellschaft kam der Mensch mit etwa 300 Gegenstaenden aus - heute besitzt der Durchschnittsdeutsche von der Stecknadel bis zum Auto rund 10.000 Dinge. Dabei koennte ein einziges Messer oft vier und mehr moderne elektrische Kuechengeraete ersetzen. "Welche Dinge braucht der Mensch?", fragt eine Wander-Ausstellung des Deutschen Werkbundes Hessen, die jetzt im Historischen Museum in Saarbruecken eroeffnet wurde und dort bis zum 18. August zu sehen ist. An einer computeraehnlichen Infothek werden die Besucher aufgefordert, per Mouse-Click darueber Auskunft zu geben, wieviel Geld sie im Jahr alleine fuer die verschiedensten Konsum- und Freizeitbereiche hinblaettern. Dann werden ihre Zahlenangaben mit denen des Durchschnittsdeutschen verglichen. Die Ausstellung selbst beschraenkt sich auf wenige Gegenstaende: Ein festlich gedeckter Tisch, Kaesten voll blauer Arbeitsanzuege, ein Mountain-Bike, ein paar extravagante Stuehle sowie etliche Text- und Fototafeln. Nachdenken sollen die Besucher. Darueber, warum sich der Textil- und Kleidungskonsum in den letzten vier Jahrzehnten mehr als verdoppelt und der Stromverbrauch in dieser Zeit sogar versiebenfacht hat. Und, warum im Schnitt alle drei bis vier Jahre die Wohnung renoviert wird. Umweltschonendes "Produktfasten" wird auf einer Schautafel angepriesen: "Keine private Autonutzung, kein Fernseher, keine Uhr am Arm, Kerze statt Gluehbirne, sitzen ohne Lehne, nur Essbares kaufen". Bei der Eroeffnung der Ausstellung waren durchaus nicht nur konsum- und werbefeindliche Aussagen zu hoeren: "Vor vier Jahrzehnten konnte man noch gut auf das Auto verzichten, aber heute ist es die Eintrittskarte in das Erwachsenenleben", sagte der Stuttgarter Professor Gerhard Scherhorn. Doch: "Haben Zigaretten etwas mit Abenteuer zu tun?" und "Wieviel Telefone braucht der Mensch?". Die Ausstellung erinnert in einer Zitatensammlung an ein Wort des griechischen Philosophen Sokrates aus dem vierten Jahrhundert vor Christus: "Nichts zu beduerfen ist goettlich. Moeglichst wenig zu beduerfen, kommt der goettlichen Vollkommenheit am naechsten". Heute bringen es immer mehr Psychologen auf den modernen Nenner: "Weniger ist mehr". 1996 05 15 - APA